Wenn es um Gesundheit geht, denken viele Menschen zuerst an Vitamine, Hormone oder Entgiftung. Was dabei oft übersehen wird, ist das eigentliche Fundament aller körpereigenen Prozesse: Eiweiß. Genauer gesagt: Aminosäuren, die kleinsten und zugleich wichtigsten Bausteine des Lebens.
Der Arzt und Autor Dr. Ulrich Strunz bringt es auf den Punkt:
„Sie bestehen aus Eiweiß. Und wenn Sie krank sind, fehlt Ihnen meist Eiweiß.“
Das bedeutet jedoch nicht einfach, mehr Eiweiß zu essen, sondern gezielt zu prüfen, ob der Körper die passenden Aminosäuren in ausreichender Menge und im richtigen Verhältnis zur Verfügung hat. Und genau hier kommt das Aminogramm ins Spiel.
Was ist überhaupt ein Aminogramm?
Ein Aminogramm ist eine spezielle Blutuntersuchung, bei der die Konzentrationen freier Aminosäuren im Serum analysiert werden, sowohl essenzieller Aminosäuren (die über die Nahrung aufgenommen werden müssen) als auch nicht-essenzieller, die der Körper selbst bilden kann.
Diese Analyse liefert wertvolle Hinweise:
- Welche Aminosäuren sind unterversorgt?
- Wo liegt ein Ungleichgewicht vor?
- Funktioniert die Eiweißverwertung im Körper optimal?
- Besteht möglicherweise ein stiller Mangel, trotz gesunder Ernährung?
Diese Informationen liefern wertvolle Hinweise auf den biochemischen Zustand des Körpers und ermöglichen es, gezielt zu handeln, bevor sich Symptome chronifizieren oder verschärfen.
Warum Aminosäuren so wichtig sind
Aminosäuren sind an nahezu jedem biologischen Prozess im Körper beteiligt. Sie sind weit mehr als bloße Eiweißbausteine, denn sie wirken als Regulatoren, Vermittler und Strukturbildner.
Sie sind unerlässlich für:
- Enzyme, die biochemische Reaktionen steuern
- Hormone wie Insulin oder Schilddrüsenhormone
- Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA
- Immunzellen und Antikörper
- Bindegewebe, Haut und Kollagen
- Muskelaufbau und Zellregeneration
Bereits ein Mangel an nur einer dieser Substanzen kann Funktionen aus dem Gleichgewicht bringen. Vier Beispiele:
- Tryptophan ist notwendig für die Bildung von Serotonin und Melatonin und damit entscheidend für Stimmung, Ruhe und erholsamen Schlaf.
- Tyrosin unterstützt die Produktion von Dopamin und Schilddrüsenhormonen und ist wichtig für Antrieb und Konzentrationsfähigkeit.
- Glutamin hilft bei der Regeneration der Darmschleimhaut und stärkt das Immunsystem.
- Auch Glycin verdient besondere Beachtung: Es wirkt beruhigend, fördert die Schlafqualität, unterstützt die Entgiftung und ist Bestandteil der Kollagensynthese.
Symptome eines Aminosäuremangels werden oft nicht erkannt
Ein Mangel an Aminosäuren macht sich häufig durch Symptome bemerkbar, die unspezifisch erscheinen und deshalb leicht übersehen oder fehlgedeutet werden. Dazu gehören:
- Chronische Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Hormonelle Dysbalancen
- Muskelschwäche trotz Training
- Langsame oder schlechte Wundheilung
Solche Beschwerden werden oft mit Stress, Alter oder hormonellen Schwankungen erklärt. Dass die Ursache in einem funktionellen Mangel an Aminosäuren liegen könnte, wird meist nicht in Betracht gezogen. Unter Anderem deshalb, weil das Aminosäureprofil in der klassischen Labordiagnostik nicht routinemäßig erhoben wird.
Kann ein Mangel trotz eiweißreicher Ernährung auftreten?
„Ich esse doch genug Eiweiß!“ – Diese Aussage hören wir oft in der Praxis. Doch nicht alles, was Sie essen, kommt auch wirklich dort an, wo es gebraucht wird. Mögliche Ursachen für funktionelle Eiweißmängel sind:
- Verdauungsprobleme (z. B. zu wenig Magensäure, gestörte Eiweißspaltung)
- Dysbiose oder Leaky Gut im Darm → gestörte Resorption
- Chronischer Stress → erhöhter Verbrauch bestimmter Aminosäuren
- Leberfunktionsstörungen → eingeschränkte Umwandlungsprozesse
- Entzündliche Prozesse oder Infektionen → erhöhter Bedarf
Ein sogenannter „funktioneller Eiweißmangel“ liegt also nicht nur bei Unterernährung vor, er kann selbst bei ausreichender Proteinzufuhr auftreten, wenn die körpereigene Verarbeitung gestört ist.
Wie die funktionelle Medizin das Aminogramm nutzt
In der funktionellen Medizin ist das Aminogramm also ein zentrales diagnostisches Werkzeug. Es eröffnet tiefere Einblicke in den Stoffwechsel und zeigt, wo eine gezielte Unterstützung sinnvoll ist.
Gerade bei unspezifischen Beschwerden oder chronischer Erschöpfung bietet das Aminogramm die Möglichkeit, den Ursachen auf molekularer Ebene auf den Grund zu gehen.
In unserer Praxis betrachten wir Aminosäuren nicht als isoliertes Thema, sondern als Grundlage fast aller Heilungs- und Aufbauprozesse in Ihrem Körper.
Vielleicht erkennen Sie sich in einem der folgenden Punkte wieder:
Sie fühlen sich anhaltend erschöpft, trotz ausreichend Schlaf und gesunder Lebensweise?
Ihre körperliche Regeneration ist verlangsamt, und Sie reagieren empfindlich auf Stressbelastungen?
Ihr Schlaf ist unruhig, oder Sie haben das Gefühl, hormonell aus dem Gleichgewicht zu geraten?
Trotz regelmäßigem Training bleibt der gewünschte Muskelaufbau aus?
In solchen Fällen kann ein individuell erstelltes Aminogramm wertvolle diagnostische Hinweise liefern. Es ermöglicht, biochemische Ungleichgewichte oder funktionelle Mängel frühzeitig zu erkennen und therapeutisch gezielt darauf einzugehen.
Wir unterstützen Sie gerne dabei mit präziser Labordiagnostik, medizinischer Erfahrung und einem integrativen Blick auf Ihre Stoffwechselprozesse.
Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen oder zur Terminvereinbarung persönlich zur Verfügung.